Die Gattung Uroplatus umfasst die spektakulärsten Tarnkünstler der Reptilienwelt. Ihre mimetische Anpassung an Baumrinde oder Blätter ist einzigartig.
Blattfingergeckos sind sehr ruhig, überwiegend statisch und zeigen einen perfekten Tarnmodus. Diese Art ist ideal für erfahrene Halter tropischer Arten, die eine außergewöhnliche und faszinierende Art suchen.
Verhalten
Blattfingergeckos sind nachtaktiv und zeigen ihre volle Aktivität während der Nachtstunden. Sie sind sehr ruhig, überwiegend statisch und zeigen einen perfekten Tarnmodus.
Ihr Verhalten ist sehr zurückhaltend und ruhig. Sie verbringen den größten Teil des Tages in perfekter Tarnung an Ästen oder der Rückwand. Nachts werden sie aktiv und jagen Insekten.
Blattfingergeckos sind ausgezeichnete Kletterer mit Haftlamellen an den Zehen und einem charakteristischen Schwanz, der perfekt an die Tarnung angepasst ist. Sie bewegen sich sehr langsam und vorsichtig.
Sie zeigen territoriales Verhalten, besonders Männchen. Eine Haltung von 1.1 oder 1.2 (1 Männchen, 1-2 Weibchen) ist möglich, aber mehrere Männchen sollten nicht zusammen gehalten werden.
Natürlicher Lebensraum
Der Blattfingergecko ist endemisch auf Madagaskar. Dort bewohnt er die tropischen Regenwälder und lebt fast ausschließlich auf Bäumen. Tagsüber versteckt er sich perfekt getarnt an Ästen oder Baumrinde.
Das Klima ist tropisch-feucht mit Temperaturen um 22-26°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit (70-90%). Die Temperaturen sind relativ konstant mit geringen Tag-Nacht-Schwankungen. Die Art ist sehr empfindlich gegen Hitzestau und benötigt gute Belüftung.
WICHTIG: Diese Art ist gefährdet (VU - Vulnerable) und steht unter Artenschutz. Nur Nachzuchten sollten gehalten werden!
Aussehen und Größe
Blattfingergeckos erreichen eine Gesamtlänge von 20-30 cm, was sie zu einer der größeren Geckoarten macht. Ihr Körper ist seitlich abgeflacht – eine Anpassung ans Baumleben und die Tarnung.
Die Farben sind perfekt an die Tarnung angepasst: braun, grau, moosig, extrem detailliert. Die Grundfärbung variiert stark und passt sich an die Umgebung an. Die Hautstruktur ist sehr detailliert und ahmt Rinde oder Moos nach.
Besonders auffällig sind die großen Augen ohne bewegliche Lider, die sie regelmäßig mit der Zunge reinigen. Die Haftlamellen an den Zehen ermöglichen das Klettern an glatten Oberflächen.
Ein charakteristisches Merkmal ist der Schwanz, der perfekt an die Tarnung angepasst ist und oft wie ein Blatt oder ein Stück Rinde aussieht.
Terrarium und Einrichtung
Blattfingergeckos benötigen ein hohes Terrarium mit ausreichend Kletterfläche. Die Mindestmaße betragen 60 × 45 × 90 cm (L x B x H). HÖHE ist wichtig! Baumbewohner brauchen vertikale Kletterfläche. Größere Terrarien sind empfehlenswert.
Wichtige Einrichtungsgegenstände:
- Bodengrund: Kokoshumus, Terrarienerde, Moos (feuchtigkeitshaltend)
- Klettermöglichkeiten: Viele vertikale Klettermöglichkeiten: Äste, Kork, Rückwand, Lianen
- Bepflanzung: Dichte Bepflanzung mit lebenden Pflanzen (Efeutute, Sansevieria, Bromelien, Ficus, Philodendron, Moose)
- Rückwand: Aus Kork oder Xaxim für zusätzliche Kletterfläche und Tarnmöglichkeiten
- Verstecke: Viele Versteckmöglichkeiten in verschiedenen Höhen, Äste mit Rinde
- Wasserschale: Flache Trinkschale (wird regelmäßig genutzt)
Sehr strukturreiche, vertikale Setups mit vielen Ästen, Kork und lebenden Pflanzen funktionieren besonders gut. Die Einrichtung sollte viele Tarnmöglichkeiten bieten.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Temperatur: 22-26°C tagsüber. Nachts: 18-22°C. WICHTIG: Keine Überhitzung! Temperaturen über 26°C dauerhaft vermeiden, da dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Keine intensive Wärmelampe nötig!
Luftfeuchtigkeit: 70-90% (sehr hoch!). Erreichen durch: Mehrmaliges tägliches Sprühen (morgens, mittags, abends), große Wasserschale, Beregnungsanlage (empfohlen). WICHTIG: Belüftung entscheidend, empfindlich gegen Hitzestau!
Kritisch: Die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und guter Belüftung ist entscheidend. Hitzestau muss unbedingt vermieden werden!
Beleuchtung
Schwache Tageslichtlampe: 10-12 Stunden täglich. KEINE intensive Wärmelampe nötig! UV-Beleuchtung ist optional. LED-Pflanzenlampe wird empfohlen für echte Pflanzen. Die Beleuchtung sollte nicht zu intensiv sein, da die Tiere nachtaktiv sind.
Ernährung
Blattfingergeckos sind reine Insektenfresser und ernähren sich ausschließlich von lebenden Insekten.
Hauptnahrung:
- Heimchen (verschiedene Größen je nach Geckogröße)
- Grillen
- Schaben (Dubia, Argentinische Waldschaben)
- Heuschrecken
Supplements: Insekten sollten immer mit Kalzium- und Vitaminpulver bestäubt werden. Dies ist besonders wichtig für die Gesundheit der Tiere. Kalzium sollte bei jeder Fütterung gegeben werden, Vitamine 1-2x pro Woche.
Fütterung sollte alle 2-3 Tage erfolgen, bei Jungtieren häufiger (täglich bis alle 2 Tage). Die Fütterung erfolgt am besten abends oder nachts, wenn die Tiere aktiv sind.
WICHTIG: Futterinsekten sollten vor der Fütterung gut gefüttert werden (gut ernährt = gut ernährtes Gecko). Kleinere Insekten werden bevorzugt.
Gesundheit und Pflege
Häutung: Blattfingergeckos häuten sich regelmäßig. Eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit ist wichtig für eine problemlose Häutung. Reste der alten Haut sollten entfernt werden, besonders an Zehen und Schwanzspitze.
Häufige Gesundheitsprobleme:
- Metabolic Bone Disease (MBD): Bei Kalziummangel. Vorbeugung: Regelmäßige Kalzium-Supplementierung bei jeder Fütterung.
- Häutungsprobleme: Hautreste an Zehen, Schwanz. Vorbeugung: Sehr hohe Luftfeuchtigkeit, feuchte Verstecke.
- Hitzestau: Sehr empfindlich gegen Hitzestau bei zu hohen Temperaturen oder schlechter Belüftung. Vorbeugung: Temperaturen unter 26°C halten, gute Belüftung sicherstellen.
- Dehydrierung: Bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit. Vorbeugung: Sehr hohe Luftfeuchtigkeit (70-90%), regelmäßiges Sprühen, Beregnungsanlage.
- Stress: Sehr empfindlich gegenüber Stress durch ungeeignete Haltung, zu häufiges Handling oder schlechte Bedingungen. Minimale Handhabung, ausreichend Verstecke, optimale Bedingungen.
- Parasiten: Regelmäßige Kotuntersuchungen empfohlen.
Regelmäßige Gesundheitschecks: Beobachte täglich Aktivität, Appetit, Augen, Nase und Maul. Bei Anzeichen von Krankheit: Sofort einen Reptilien-Tierarzt konsultieren.
Reinigungsroutine:
- Täglich: Wasserschale reinigen und auffüllen, Kot entfernen
- Wöchentlich: Substrat oberflächlich reinigen
- Monatlich: Teilweise Substratwechsel
- Alle 3-6 Monate: Komplettreinigung des Terrariums
Handling und Eingewöhnung
Blattfingergeckos benötigen eine Eingewöhnungsphase von mindestens 3-4 Wochen. In dieser Zeit sollte Handling komplett vermieden werden, außer für notwendige Kontrollen.
WICHTIG: Blattfingergeckos sollten möglichst nicht gehandhabt werden, da sie sehr scheu und empfindlich sind. Sie sind Beobachtungstiere und sollten hauptsächlich durch die Scheibe beobachtet werden.
Falls Handling absolut notwendig ist (z.B. für Tierarztbesuche):
- Sehr langsam und ruhig herantasten
- Von unten greifen, nicht von oben (vermeidet Stress)
- Sehr kurz halten, dann sofort zurück ins Terrarium
- Nicht nach Häutung oder Fütterung handhaben
Blattfingergeckos sind sehr empfindlich und können leicht verletzt werden. Sie sollten nur von sehr erfahrenen Haltern gehandhabt werden.
Gruppenhaltung
Blattfingergeckos können in kleinen Gruppen gehalten werden (1 Männchen, 1-2 Weibchen). WICHTIG: Niemals mehrere Männchen zusammen halten – dies führt zu aggressivem Verhalten und Kämpfen.
Beobachte das Verhalten regelmäßig – bei Aggression oder Stress sollten die Tiere sofort getrennt werden. Ausreichend Platz und Versteckmöglichkeiten für jedes Tier sind essentiell. Mehrere Futterstellen anbieten, um Konkurrenz zu vermeiden.
Bei Gruppenhaltung sollten die Tiere regelmäßig beobachtet werden, um sicherzustellen, dass alle Tiere fressen und sich wohlfühlen.
Fortpflanzung & Zucht
Die Zucht von Blattfingergeckos sollte nur von sehr erfahrenen Haltern durchgeführt werden. Geschlechtsreife erreichen die Tiere mit etwa 12-18 Monaten.
Zuchtablauf:
- Paarung erfolgt meist nachts
- Weibchen legt 1-2 Eier alle 4-6 Wochen
- Eier werden oft an Wänden, in Verstecken oder an Pflanzen abgelegt
- Inkubation: 90-120 Tage bei 22-26°C
Jungtiere schlüpfen mit etwa 5-7 cm und können sofort kleine Insekten fressen. Sie sollten separat aufgezogen werden.
WICHTIG: Diese Art ist gefährdet. Nur Nachzuchten sollten gehalten werden! Weibchen benötigen erhöhte Kalzium-Gabe während der Trächtigkeit. Ausreichend Erholungszeit zwischen Legen einplanen, um die Gesundheit der Weibchen zu schützen.
Besonderheiten und interessante Fakten
- Tarnkünstler: Die spektakulärsten Tarnkünstler der Reptilienwelt
- Mimetische Anpassung: Perfekte Anpassung an Baumrinde oder Blätter
- Haftlamellen: Können an glatten Oberflächen laufen, sogar kopfüber
- Keine Augenlider: Lecken Augen sauber mit Zunge
- Nachtaktiv: Sehr ruhig tagsüber, aktiv nachts
- Schwanz: Charakteristischer Schwanz, perfekt an die Tarnung angepasst
- Gefährdet: VU (Vulnerable) - nur Nachzuchten halten!
- Empfindlich: Sehr empfindlich gegen Hitzestau und schlechte Bedingungen
Für Anfänger geeignet
NEIN ⭐ (1/5)
Nicht für Einsteiger geeignet:
- Sehr empfindlich gegenüber schlechter Haltung
- Sehr hohe Luftfeuchtigkeit erforderlich (70-90%)
- Empfindlich gegen Hitzestau - gute Belüftung kritisch
- Benötigt regelmäßige, sorgfältige Pflege
- Sehr scheu, nicht für Handling geeignet
- Höhere Anforderungen an Terrarium und Einrichtung
- Größere Terrarien erforderlich
- Gefährdet - nur für erfahrene Halter
Ideal für:
- Erfahrene Halter tropischer Arten
- Alle, die eine außergewöhnliche und faszinierende Art suchen
- Halter mit Interesse an Tarnkünstlern
- Nachtaktive Beobachtungstiere
Rechtliche Aspekte
Artenschutz: CITES II (Anhang B) – Vulnerable Status
Herkunftsnachweis: Pflicht! (gelbe EU-Bescheinigung)
Meldepflicht: Je nach Bundesland unterschiedlich
WICHTIG: Diese Art ist gefährdet. Nur Nachzuchten sollten gehalten werden! Keine Wildfänge kaufen!